20250114: News - Review - Vergleich: Vom kultigen Renault R5 zur sportlichen Alpine A290

  • Vom kultigen Renault R5 zur sportlichen Alpine A290


    (…) Klein, clever und unglaublich charmant - so hat es der neue Renault R5 aus dem Stand zum Sympathieträger an der Ladesäule geschafft. Und jetzt bekommt er von Alpine auch noch einen gehörigen Schluck Zaubertrank. Denn die sportliche Schwester macht aus den R5 die A290 - traditionell weiblich - und baut so zum Jahreswechsel ihren ersten elektrischen Heißsporn. Der kostet mindestens 38.700 Euro und ist damit rund 6.000 Euro teurer als das Grundmodell.


    Ein Kleinwagen macht auf dicke Hose

    Dafür tragen die Franzosen außen etwas dicker auf und machen den Kleinwagen zum Kraftmeier: Es gibt markante LED-Zusatzscheinwerfer auf der Haube, die Radhäuser sind etwas weiter ausgestellt und auf den Türen sorgen Plastik-Planken für mehr Breite wie früher die Schulterpolster in den Sakkos.


    (…)


    Und er lässt die Muskeln spielen

    Vor allem aber gibt es mehr Motor Leistung: Wo beim R5 mit 110 kW/150 PS Schluss ist, fängt Alpine bei 130 kW/177 PS erst an und wer 3.200 Euro drauflegt, der bekommt 160 kW/218 PS. Allerdings nur für zehn Sekunden und dann auch nur auf Knopfdruck.


    Außerdem wird die Höchstgeschwindigkeit um 20 km/h angehoben, sie haben das Fahrerwerk ein wenig strammer abgestimmt und die Lenkung nachgeschärft. Und wer es wirklich wissen will, der kann jetzt auch die elektronischen Rettungsleinen kappen und das ESP ausschalten.


    Playstation trifft Go-Kart

    Die Spielereien auf dem Screen mögen zwar Albernheiten sein für die Generation Playstation. Aber auf dem Papier ist die Alpine damit tatsächlich eine veritable Sportlerin für die Westentasche. Man kann verstehen, weshalb die Theoretiker in der Marketing-Abteilung von der Wiedergeburt des „Hothatch“ fabulieren - also eines sehr sportlichen Kompakten à la Golf GTI & Co.


    (…)


    Und natürlich wuselt das Auto um die Kurven fast wie ein Go-Kart auf Speed. Doch wie bei fast jedem elektrischen Sportwagen bis hinauf zum 1408 kW/1914 PS starken Rimac Nevera fehlen der Alpine einfach die Emotionen. Auf Abgase kann man zwar gerne verzichten, doch wenn unter der Haube nichts vibriert und nur ein künstliches Surren die Ohren kitzelt, dann kann sich kein leidenschaftliches Feuer entzünden.


    Mäßiges Tempo und Trödelei an der Ladesäule

    Und mal ehrlich: Weder für einen konventionellen Kleinwagen noch für ein leistungsfähiges Elektroauto sind die 170 km/h Spitze wirklich ein Spitzenwert. Im Rest Europas mag man das anders sehen. Anderseits: Wer auch nur ansatzweise so schnell fährt, der sieht die Reichweite rasant dahinschmelzen.


    Denn aus den ohnehin nur 361 Normkilometern des 52-kWh-Akkus werden dann schnell mal 200 und weniger. Und bei maximal 100-kW-Ladeleistung braucht man danach in der Box reichlich Geduld.


    Sportler in der Stadt

    Also bleiben am Ende doch eine kurvige Landstraße oder das Gewusel der Großstadt. Und ja, da macht die Alpine natürlich Spaß, weil sie so handlich ist, so gut und satt auf der Fahrbahn liegt, man so ein gutes Gefühl für den Asphalt bekommt und weil man sie mit kleinen, zackigen Lenkbewegungen schnell auch um die engsten Kurven und durch die knappsten Lücken zirkeln kann.


    :!:


    Doch weil schon das Basismodell so gut geworden ist und so viel Laune macht, ist die Alpine den Aufpreis nicht wert. Erst recht, weil viel von dem, was sie mehr könnte, von der Elektronik wieder herunter geregelt wird, damit nicht alle Kraft im Rauch der Reifen aufgeht und er nicht allzu sehr untersteuert. Und wer macht seinen Sport außerdem schon gerne in der Stadt?


    Fazit: Kein Zauber ohne Trank

    Vielleicht liegt es an der großen Vorfreude, die der gelungene Einstand des R5 geschürt hat, vielleicht am mangelnden Mut der Renault-Entwickler, die mit dem Turbo 3E-Concept doch bewiesen haben, dass sie was von Lust, Leidenschaft und Übermut verstehen.


    Aber so, wie die Alpine jetzt auf die Straße kommt, kann sie nicht überzeugen. Wie lauwarmer Espresso ohne Koffein wird aus einer schönen Idee so eine leidige Pflichtübung, die dem Hersteller mit geschicktem Marketing mehr Umsatz in die Kasse spült oder den Selbstdarstellern eine Bühne gibt, auf der sie sich vom gemeinen Volk im gewöhnlichen R5 absetzen können.


    Aber elektrische Enthusiasten kann man damit kaum überzeugen. Und waschechte Petrolheads erst recht nicht. Die einen brauchen mehr Leistung auf der linken Spur und an der Ladesäule und für die anderen gilt: Ohne Trank gibts keinen Zauber.


    Komplett nachzulesen unter Quelle:


    Voll elektrisch unterwegs seit 2020 - OPD Extremnutzer ;)

  • Ich denke, dass die Enttäuschung, die gelegentlich dem Alpine A290 entgegen gebracht wird, hauptsächlich auf eine übertriebene Erwartungshaltung zurückzuführen ist. Der A290 ist halt kein Ableger der A110 und hat auch keinen Verbrennungsmotor - der A290 ist ein elektrisch angetriebener Kleinwagen. Objektiv betrachtet ist es halt "nur" ein R5-Ableger und wenn der A290 statt als Alpine als Renault R5 GT verkauft würde, würde das Fazit und die Beurteilung oft anders lauten. Dann würde der A290 im positiven Sinne als das sportliche und unvernünftige Ende der R5-Reihe angesehen aber das Auto wäre nicht besser oder schlechter als es der Alpine A290 jetzt ist. Verbesserungspotential haben R5 und A290 gleichermaßen, aus meiner Sicht ist der A290 aber der vielleicht bessere und exklusivere R5 zu einem heftigen Aufpreis. Wenn man nur durch die Vernunfts-Brille schaut, darf man sich eigentlich nur einen R5 kaufen. Ob man bereit ist den Aufpreis für den A290 zu zahlen, muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Und zum Glück steht die Vernunft beim Autokauf bei einigen Menschen nicht an erster Stelle.

  • Objektiv betrachtet ist es halt "nur" ein R5-Ableger und wenn der A290 statt als Alpine als Renault R5 GT verkauft würde, würde das Fazit und die Beurteilung oft anders lauten.

    Genau das! Bisher bin ich mit einem Twingo III GT unterwegs und habe lange auf den elektrischen 'Nachfolger' gewartet.

    Der kommt jetzt tatsächlich in Form der A290.

    Liegt halt daran, dass 'Renault Sport' in Alpine aufgegangen ist.