Elektroauto einfahren: Muss der Renault 5 etech Motor eingefahren werden? R5 laden schonend?

  • Hallo Zusammen,


    wie macht ihr es mit dem neuen elektrischen Renault 5 e-tech ?


    Aus der Verbrennerzeit kennt man es,
    dass man die ersten Kilometer etwas
    schonender unterwegs ist (auch hier
    sind die Meinungen unterschiedlich).


    Wie macht ihr es mit dem Elektroauto,
    z.B. auch in Hinblick auf die Bremsen
    und Reifen?


    Danke. VG

    Oli

    Voll elektrisch unterwegs seit 2020 - OPD Extremnutzer ;)

  • Meine bisherigen Elektroauto Erfahrungen,

    allerdings erst seit 2020 - daher ohne Gewähr :saint:


    Ölwechsel o.Ä. gibt es natürlich nicht ;)

    Die mechanischen Teile, inkl. Fahrwerk, sorgsam Einlaufen lassen...


    - Bremsanlage richtig „einbremsen“.
    Es dauert einige hundert Kilometer und Bremsmanöver,
    bis sich Beläge und Scheiben eingeschliffen haben.
    Bei einem Elektroauto, aufgrund Rekuperation,

    vermutlich sogar länger als üblich...
    - Geringere Bremswirkung durch stärkeren Pedaldruck ausgleichen und
    - sich an die Rekuperation gewöhnen (wenn es Neuland sein sollte)
    - Reifen erreichen erst nach ca. 400 - 500 Kilometern die volle Leistungsfähigkeit.
    - Neufahrzeuge so oft wie möglich lüften. Neuer Kunststoff dünstet aus.
    - der Akku erreicht erst nach mehreren Ladevorgängen die volle Leistungsfähigkeit.


    Bin gespannt, wie ihr das seht.

    Wie sind Eure Erfahrungen :?:


    Danke :thumbup:

    Voll elektrisch unterwegs seit 2020 - OPD Extremnutzer ;)

  • Hi zusammen


    Ich bin auch bereits länger elektrisch unterwegs und kann e[101] nur zustimmen.


    Gerade Bremsverhalten und Akkuperformance müssen sich anfangs erst einspielen.


    Aber generell ist es doch so, dass man mit einem fabrikneuen Fahrzeug eh erstmal etwas ruhiger unterwegs ist. Man muss ja erstmal alles entdecken und ausprobieren. ☺️


    Bei den mit modernen Maschinen zu erzielenden Fertigungstoleranzen ist aber das Einfahren nicht mehr so wichtig, wie es vor 20 Jahren mal war. Generell weglassen würde ich es dennoch nicht.


    Grüße

  • Bei den mit modernen Maschinen zu erzielenden Fertigungstoleranzen ist aber das Einfahren nicht mehr so wichtig, wie es vor 20 Jahren mal war.


    Denke ich auch.

    Da hat sich einiges getan in der Produktion.


    Generell weglassen würde ich es dennoch nicht.


    Yep, dazu halt die Reifen usw.!


    Motorradfahrer haben das bei uns im Ort vergessen

    und sich mit nagelneuen Reifen "gelegt". Mit 4 Rädern

    nicht ganz so dramatisch, aber den Crash (o.Ä.) kann

    man ja verhindern...


    Ein paar Kilometer piano, dann ^^ :D 8o 8) 8)

    Voll elektrisch unterwegs seit 2020 - OPD Extremnutzer ;)

  • Bei den mit modernen Maschinen zu erzielenden Fertigungstoleranzen ist aber das Einfahren nicht mehr so wichtig, wie es vor 20 Jahren mal war. Generell weglassen würde ich es dennoch nicht.

    Das ist ein Trugschluss, so etwas liest man oft.

    Einfahren hat wenig mit den Toleranzen zu tun, sondern eher was mit den mechanischen Kontaktflächen zu tun. Bei den Verbrenner besonders der Ventiltrieb.

    Das wichtigste ist aber, sind die diversen Schmiermittel die sorgsam auf Temperatur gebracht werden müssen. Die gibt es auch beim E-Motor, Getriebe etc.. Kalte Schmiermittel waren schon immer Gift.

    Alles was irgendwie geschmiert wird, brauch Betriebstemperatur, auch ein gekapseltes wartungsfreies Lager.

  • Ich habe nichts anderes geschrieben.

    Dennoch bleibe ich dabei, dass die heute hergestellten Komponenten nichts mehr mit dem zu tun haben, was vor 20 oder 30 Jahren im Automobil-Bereich verbaut wurde.

    Damals war einfahren deutlich wichtiger als es heute ist.


    Aber wie schon geschrieben, generell darauf verzichten würde ich dennoch nicht.

    😉

  • Wir sollten etwas systemischer denken, was das Thema des Einfahrens betrifft.


    Ein Verbrennungsmotor - oder Hubkolbenmotor technisch beschrieben - ist ein anderes System, als eine E-Maschine.


    Im ersten Fall muss ich lineare Bewegung in drehende, also rotative übersetzen, beim andern nutze ich Magnetfeld-Kräfte um direkt eine Welle in Drehung zu versetzen.


    Dazu gehören auch alle weiteren Komponenten und Lagerstellen, beim Verbrenner wurden schon die Ventilsitze genannt, darüber hinaus gibt es diverse Gleitlager, an der Kurbelwelle, der Nockenwelle und den Ausgleichswellen. Diese Kontaktflächen laufen bei einem Verbrennungsmotor aufeinander ein, was gewünscht und gut ist - aber eine Idee an Zeit braucht (man sagt ca. 1.500-2.500km).


    Das alles benötigt ein Elektro-Motor nicht - es gibt keine auszugleichenden Schwingungen aufgrund der linearen Kolbenbewegungen und lediglich eine Lagerung an den beiden Wellenenden des Rotors.


    Denn die E-Maschine hat nur eine bewegte Komponente, den eben erwähnten Rotor, der im feststehenden Statorgehäuse durch den durch die Leistungselektronik gesteuerten Magnetfeld zum Drehen bewegt wird.


    Diese Lager im E-Motor sind zumeist Wälzlager in der Art von Nadelrollen- oder Kegelrollenlager und laufen auf sehr fein bearbeiteten Laufbereichen. Hier findet kaum ein wirklicher Einlauf statt.


    Eine gewisse Gemeinsamkeit gibt es jedoch, welches das Getriebe wäre.


    Freillich haben übliche eAutos kein Schaltgetriebe (egal ob manuell oder automatisch), sondern ein Ein-Gang-Reduktionsgetriebe, um die hohe Drehzahl des E-Motors (bis zu 30.000 Umdrehungen/min) in Drehmoment zu wandeln. Im Übrigen spielt es hier im Grunde keine Rolle, ob man ein Schaltgetriebe oder ein fest übersetztes (1-Gang) hat.


    Hier werden die Zahnflanken durch das schnell anstehende Drehmoment doch etwas mehr gefordert, als beim üblichen 100-150PS Verbrennungsmotor, da das Drehmoment, also die aufgebrachte Kraft, sich langsamer aufbaut.


    Daher kann man schon darüber nachdenken, auch bei einem Elektro-PKW einen Getriebeölwechsel nach einer ganzen Weile durchzuführen - beim Verbrenner liegt man hier bei rund 60.000km, bei manchen auch erst nach über 100.000km.


    Bzgl. des Akkus ist es so, dass diese nicht "nagelneu", frisch aus der Zellfertigung ins Auto eingebaut werden, sondern bereits "formiert" (s.a. Lithium Ion battery formation) wurden, also bereits einige Zyklen durchhaben, bevor diese überhaupt dann im finalen PKW eingesetz werden.

    Daher kann man hier auch nicht mehr viel verbessern, durch die weiteren Lade- und Entladezyklen.


    Über die Nutzungszeit aber, kann man viel zu beitragen, den State-Of-Health (Gesundheitszustand/Gesamtkapazität) des Akkus länger zu halten, in dem man einfach bis 70-80% läd, wenn man nicht mehr benötigt. Wenn man mal 100% benötigt, ist es gut, diese im Rahmen einer Reise auch zügig abzubauen und nicht über lange Dauer (Tage und Wochen) permanent zu halten.


    Bei allen PKW, die über eine Nutzbremse, also Rekuperation verfügen, sollte man beim Einfahren der Bremen, wie schon von den anderen beschrieben, etwas mehr Acht geben und vielleicht anfangs mit einer kleineren Reku-Stufe, also weniger Rekuperation fahren und mehr moderat wegbremsen, damit sich Bremsbeläge und Bremsscheibe aufeinander einspielen können.



    Halten wir in der Kürze fest:


    _ Ein motorseitiges Einfahren wie beim Verbrenner gibt es beim BEV nicht

    _ Jedoch empfiehlt es sich dennoch, für das Getriebe anfangs etwas "sachte" zu machen

    _ Ein Akku ist nie "nagelneu", wenn er im Auto verbaut wird, dieser wird von Werk aus für die Nutzung eingerichtet

    _ Die sachkundige Nutzung des Akkus kann die Originialkapazität länger erhalten

    _ Das Einfahren von Reifen und Bremsen verhalten sich identisch, wie bei jedem andern PKW auch


    Quellen:

    Lithium-ion battery cell formation: status and future directions towards a knowledge-based process design - Energy & Environmental Science (RSC Publishing) DOI:10.1039/D3EE03559J